Kinder, Karriere und eine Schwäche für Latte Macchiato.

Karrierekiller Kind: Und dabei sehen sie doch so friedlich aus...

Nicht das Kind ist der Karrierekiller!

Unter der dicken Überschrift Karrierekiller Kind lese ich das, was in so vielen Artikeln über berufstätige Mütter steht: „Flexiblen Arbeitszeiten und neuen Möglichkeiten der Kinderbetreuung zum Trotz – immer noch haben es Frauen schwer, Karriere und Kinder unter einen Hut zu bekommen.“ Die Märkische Oderzeitung schrieb neulich darüber, dass es vor allem Mütter im Gesundheitswesen schwer haben mit der Vereinbarkeit.  Ein Faktor im Krankenhaus sei – wie in anderen Branchen auch – das immer noch gültige Präsenz-Dogma. Nach der Devise „Wer lange da ist, ist auch gut.“ lässt sich tatsächlich schwer Karriere machen, wenn man Kinder hat. Doch liegt es an den Kindern, dass vielerorts die die Besten sind, die am längsten am Arbeitsplatz das Licht brennen lassen? Die lieben Kleinen sagen sich ganz sicher nicht: „Heute verderbe ich der Mama mal so richtig die Karriere! Immerhin bin ich das Kind, der einzig wahre Karrierekiller.“

Karrierekiller Kind: Und dabei sehen sie doch so friedlich aus...
Karrierekiller Kind: Und dabei sehen sie doch so friedlich aus. Zumindest meine.

Auch das offizielle Onlineportal Perspektive Wiedereinstieg versichert anhand eines Beispiels aus dem Handwerksbereich, dass am Mythos Karrierekiller Kind nichts dran ist, wenn Mütter ein gewisses Maß an Selbstdisziplin und Ehrgeiz mitbringen. In diesem Fall ist die Abendschule für eine Mutter von drei Kindern die Lösung für den angestrebten Titel als Handwerksmeisterin.

Zehn Frauen berichten in einem allerdings schon etwas älteren Spiegel-Artikel, wie ein Kind für sie zum Karrierekiller wurde. Man muss allerdings nicht alle Erfahrungsberichte durchlesen, bis auch hier klar wird, es ist nicht die Tatsache der Mutterschaft allein, die so manche Karriere zum erliegen brachte. Vielmehr entscheidet ist es oft so, dass in Unternehmen keine klaren Konzepte für den beruflichen Wiedereinstieg vorhanden sind und daher oft die persönlichen Einstellungen (oft kinderloser) Vorgesetzter über die berufliche Zukunft der Mütter entscheiden.

Ach ja, und eine Studie muss natürlich beim Thema Karrierekiller Kind unbedingt noch zitiert werden. Wäre doch gelacht, wenn sich die These vom Kind als Karrierebremse nicht mit irgendeiner repräsentativen Umfrage belegen ließe. Eine Studie vom GfK Verein und der Financial Times Deutschland, über die ich schon in „Schublade auf, berufstätige Mütter rein?“ schrieb, bringt tatsächlich wieder den Klassiker der Karrierebremsen hervor, nämlich das Geschlecht. Eine Mehrheit von 60 Prozent der arbeitenden Bevölkerung glaubt nicht, dass Frauen mit Kindern in Deutschland Karriere machen können. Für einen Mann mit Kindern sehen hingegen nur 23 Prozent der Beschäftigten eingeschränkte Karrierechancen.

Es juckte mir übrigens schon die ganze Zeit beim Schreiben des Artikels in den Fingern, nach einem Bild zu suchen, bei dem ein süßes kleines Windelbaby eine Waffe in der Hand hält und zu seiner Mutter so etwas ähnliches murmelt wie: „Ich wurde zwar nicht gefragt, ob ich auf diese Welt kommen möchte, aber jetzt, da ich hier bin, möchte ich gern deine Karriere zur Strecke bringen!“ Ich habe es dann doch bleiben lassen. Zuviel Klischee rund um die Kind-Karrierekiller-Frage.

Derweil geht die Jagd auf den wahren Killer weiter. Um sachdienliche Hinweise per Kommentar wird gebeten…

 

Suchanfragen, unter denen dieser Artikel gefunden wurde:

Inhaberin von NetWorkingMom.de. Als bekennende Latte-Macchiato-Mama trägt sie nicht nur interessante Netzfundstücke zusammen, sondern plaudert in der Kaffeeküche recht scharfzüngig über die Merkwürdigkeiten, die einem als berufstätige Mutter so begegnen. Mehr Lifestyle und Kinderkram gibt's im Zweitblog www.BerlinFreckles.de

10 Comments

  1. Guten Morgen,
    meiner Meinung nach liegt es in D am System, an trägen deutschen Unternehmen und nicht wirklich flächendeckender Kinderbetreuung, dass wir in D nach wie vor Kind und Karriere nur schwer vereinbaren können.
    Mütter, die nach der Babypause gern zurück in ihren Job möchten, sind unglaublich flexibel was die Ansprüche angeht und auch kreativ, was die eigenen Einsatzmöglichkeiten angeht – es scheint in den meisten Fällen nur die Angst der Unternehmen zu sein, auf Flexibilität einzugehen („dann arbeitet die sicher nicht genug“, „das kann ja nix werden“). Ganz im Gegenteil – ich kenne nur Mütter, die bei weniger Arbeitszeit eigentlich die gleiche Work-Load bewältigen, dabei ständig auf Abruf für Kita/Kindergarten sitzen und nebenher noch das Abendessen planen.
    Mein Job als Managerin bei einem globalen Konsumgüterriesen konnte ich mit Kind nicht mehr weiterführen – obwohl der „tolle“ Konzern ständig für seine flexiblen Arbeitsmodelle prämiert wird – leider werden für solche Umfragen keine leitenden Angestellten bzw. Manager gefragt – denn für die gelten all die „ach so tollen“ Regelungen nämlich nicht.
    Also bin ich entweder auf eine perfekt funktionierende Kinderbetreuung angewiesen – die es in Deutschland leider auch nicht gibt – oder ich entscheide mich für einen anderen Job.
    Ich habe mich nicht gegen Karriere entschieden, sondern rechtzeitig vor dem Kind die Richtung ein wenig geändert, indem ich mich selbständig gemacht habe. So bin ich mein eigener Chef und keiner meckert, wenn ich wegen doofer deutscher Kita-Zeiten meine Maus schon um 16.30h abholen muss und dafür erst nach 20h weiter arbeite.
    Das setzt allerdings auch die Proaktivität der Mütter voraus, nämlich dass wir nicht gelähmt jammernd verharren „mir wird nicht geholfen“ sondern wir selbst nach Lösungen überlegen, wie wir Job & Karriere vereinen können.

    Alles Liebe
    Greta

  2. Hallo zusammen,

    was mich bei der ganzen Debatte um das Thema Kind und Karriere stört ist die Tatsache, dass automatisch postuliert wird, dass jede arbeitende Mama ihr Kind ohne mit der Wimper zu zucken 10 Stunden am Tag in fremde Hände geben möchte. Siehe auch das Zitat von Greta „wenn ich wegen doofer deutscher Kita-Zeiten meine Maus schon um 16.30h abholen muss und dafür erst nach 20h weiter arbeiten kann“.
    Ich selbst arbeite Teilzeit, habe trotz Kind Karriere gemacht und bin dabei immer mir und meinem Kind treu geblieben und habe es nie länger als bis 15.00 Uhr in der Betreuung gelassen und verlasse trotz verantwortungsvoller Position pünktlich meinen Arbeitsplatz. Schließlich habe ich nicht ein KInd in die Welt gesetzt um es in den wenigen Jahren, in denen es noch klein und hilfebedürftig ist, irgendwelchen fremden Leuten anzuvertrauen, die im schlechtesten Falle in ihrem früheren Leben mal bei Schlecker an der Kasse gearbeitet haben und sich nun notgedrungen um unsere Kinder kümmern. Und am Ende des Lebens werde ich sicherlich nicht bereuen, zu wenig Zeit im Büro verbracht zu haben.

    Viele Grüße,
    Lena

  3. Hallo,
    mir fehlt ein entscheidendens Argument: Was ist mit den Vätern?
    Neben einer ausgeklügelten Wochenorganisation, einer guten Kinderbetreuung und einem Job der Kohle bringt und Spaß macht, brauche ich noch etwas: Einen echten Partner der auch aktiv mitmacht und mit dem man sich abwechseln kann.
    Mein Mann und ich arbeiten beide seit Jahren in Teilzeit und sind beide für die Kinder und den lästigen Haushalt zuständig. Als unsere Kinder noch im Kiga-Alter waren, war er schwerpunktmäßig fürs Hinbringen zuständig und ich fürs Abholen. So konnten wir beide unsere Jobs auf die Reihe bringen, hatten noch genügend gemeinsame Familienzeit und nicht eine(r) alleine war zum Jonglieren verdammt.
    Mittlerweile sind die Kinder 7 und 9 und ich denke über eine Aufstockung meiner Arbeitszeit bzw. über neue Arbeitsfelder nach, was kein großes Problem darstellt, da ich dank fairer Aufteilung nie richtig draußen war.
    Also, ich denke das Thema sollte kein alleiniges Frauenthema, sondern ein „Wie schaffen wir das als Eltern?“-Thema sein.

    Viele Grüße
    Iris

  4. Was zum Teufel ist mit der Gesellschaft eigentlich los, das jeder meint, Frauen MÜSSEN Karriere machen? Nur weil eine dumme Kuh vor 40 Jahren mal nach Gleichstellung gebrüllt hat und die dämlichen Mütter mit der Parole „Mein Bauch gehört mir“ brüllend und jubelnd hinterher gerannt sind? Oh bitte! Jetzt haben wir den Salat, den meisten geht’s doch gar nicht um Karriere, sie müssen arbeiten gehn, dass das Geld reicht! Die Dienstleister hatten sich nämlich damals drauf eingestellt das nun zwei Gehälter im Haus sind – und haben seitdem die Preise für alles angezogen. Das Problem sind nicht die (notwendigen) Kinder, sondern die steuersündige, verlogene, scheinheilige Frauenrechtlerin und ihre bis heute schleimige Feministinnenbrut die überall ihre Goschen aufreisen, wegen denen es Worte wie ‚Karrierekiller Kinder‘ gibt! Die Gleichstellung und ihre Auswüchse haben mehr kaputt gemacht als wirklich gut!

    • Hi, da spricht mir aber jemand aus dem Herzen!
      Was ist das für ein Feminismus, der an der Stelle endet, an der Frauen endlich sind wie Männer?
      Ich möchte die Verdienste nicht kleinreden, denn die Bevormundung und Abhängigkeit, die Frauen durch Männer und patriarchalische Strukturen in vielen Fällen erleiden mussten und noch müssen, sind grausames Unrecht.
      Aber, wo ist der Feminismus, der endlich die Vergütung und Anerkennung der Leistung einfordert, die Frauen fortwährend erbracht haben und erbringen?
      Warum wird Kinder-haben überhaupt diskutiert und nicht als Selbstverständlichkeit angenommen (bei den Menschen, die Kinder haben möchten)? Und bei der Vergütung gesellschaftlich selbstverständlich mitbedacht?
      Bin ich als gebildete westliche Frau wirklich in einer gerechten Situation, wenn ich mir Beruf, und damit Unabhängigkeit von einem Mann, und Kinder leisten kann, dafür aber ständig bis zur totalen Erschöpfung arbeiten muss? Meine Urgroßmutter mit neun Kindern musste das auch, allerdings mit dem relevanten Unterschied, dass es ihr materiell viel schlechter ging.
      Wir brauchen eine neue Bewertung von Arbeit. Ich möchte nicht dafür finanziell sowohl jetzt als auch in der Rente bestraft werden, dass ich den „Fehler“ gemacht habe, einen großen Teil meiner Arbeitskraft in die Aufzucht von Kindern und nicht in den Job gesteckt zu haben (drei Kinder/30h/Woche). Und die Leute, die mir jetzt die Vereinbarkeit schwer machen, werden zukünftig in unserem sozialen Umlagesystem von den Leistungen meiner Kinder profitieren. Auf ihrem Rentenbescheid wird mehr Geld sein als ich es haben werde.

    • Es mag schön und gut sein, dass viele Frauen keinen Karrieredrang verspüren oder lediglich eine Möglichkeit suchen ein Mittelständisches Gehalt zu erreichen, … ihr werdet es kaum glauben können, aber es gibt tatsächlich Frauen die es als ihren Traum ansehen eine Führungsposition zu besetzen, einen hohen und auch mühevoll erlangten Bildungsgrad zu besitzen.. Und natürlich möchten auch diese Frauen Kinder und ein intensives Familienleben führen. Nur leider wird man bereits am Anfang der Karriere in zwei Bahnen von der Gesellschaft gedrückt. „Wenn du Nach da oben möchtest, DARFST du keine Kinder bekommen. Das weist du doch oder ?“ So wird natürlich gar kein Druck auf junge Frauen ausgeübt… Und nun liebe Antifeministin(wie ich mich selbst auch bezeichne), was schlägst du vor ? Oder bist du damit glücklich Zuhause bleiben zu müssen, weil dir keine andere Wahö bleibt ?

  5. Ich bin froh, dass meine Frau keine Karriere machen möchte und sich um die Erziehung unserer Kinder kümmert. Erfolg ist wichtig, aber nicht alles. Und wenn unsere Kinder ihre Mami um sich und glücklich sind ist das ein größerer Erfolg, als dem Chef den Kaffee hinterher zu tragen um in die nächste Gehaltsstufe zu kommen.

  6. Also ich bin über die antifeministischen Beiträge hier sehr entsetzt. Was ist mit mir? Ich habe studiert, promoviert und werde so schon überhaupt nicht gefördert im Unternehmen. Wenn ich jetzt sich noch ein Kind bekomme, bin ich weg vom Fenster. Ich wohne sehr ländlich mit sehr begrenzten beruflichen und privaten Möglichkeiten. Mein Beruf bewahrt mich davor, nicht vollständig geistig zu veröden und die Aussichten darauf, wie es mit Kind wird, lassen mich panisch werden. Es gibt Frauen, denen einfacher Klatsch über die Nachbarn oder Besprechungen über Krabbelfortschritte eben nicht reichen! Und die werden hier nicht verstanden und nicht genügend unterstützt, wenn Sie einfach nur auf ihre Weise leben möchten und nicht alles komplett für ein Kind aufgeben. Das ist nicht fair! Einem Mann würde das nicht passieren – einfach nur, weil er ein Mann ist und mit Sicherheit kein besserer Mensch.

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