Kinder, Karriere und eine Schwäche für Latte Macchiato.

Termin-Tetris für berufstätige Mütter: Hat der Tag mehr als 24 Stunden, wenn man ihn nur geschickt organisiert?

Termin-Tetris ist ein doofes Spiel

Ich könnte das Stichwort „Wahlfreiheit“ aufgreifen, das im aktuellen SPIEGEL-Interview mit Kristina Schröder natürlich eine zentrale Rolle spielte, aber ich musste wirklich schmunzeln, als die scheidenden Familienministerin sagte: „Das Termin-Tetris ist auszuhalten“. Den Begriff „Termin-Tetris“ kannte ich nicht, aber das Phänomen kennt wohl jede arbeitende Mutter. Man glaubt, dass man  – ganz nach dem Tetris-Prinzip – die Termine nur clever genug drehen und ineinander puzzeln  müsse und sogleich würden die unteren Reihen der Verpflichtungen auf wundersame Weise verschwinden. Nach oben hin hat man plötzlich wieder unglaublich viel Luft für all die Dinge, die man wirklich tun möchte. Ein schöner Gedanke…

Termin-Tetris für berufstätige Mütter: Hat der Tag mehr als 24 Stunden, wenn man ihn nur geschickt organisiert?
Termin-Tetris für berufstätige Mütter: Hat der Tag mehr als 24 Stunden, wenn man ihn nur geschickt organisiert?

Doch hier, liebe Generation Game Boy (mit monochromem Display) die Frage an euch: Was passiert wirklich bei Tetris? Genau. Die neuen Tetris-Terminbausteine fallen immer schneller aus heiterem Himmel und lassen sich – wenn überhaupt – nur noch im letzten Moment irgendwie so hindrehen, dass man nicht gänzlich im Chaos versinkt. Und auf der Packung des Termin-Tetris Spiels glänzt einem die Losung entgegen, dass die moderne berufstätige Mutter das schon hinbekommt, wenn sie erst einmal das richtige Zeitmanagement gefunden und verinnerlicht hat.

Ich denke da an Texte wie „4 Tipps, damit der Tag 24,5 Stunden hat“ von denen es unter ähnlichen Überschriften noch viel mehr in der Netz- und Druckwelt gibt. Doch ich frage mich, wieso in aller Welt gerade Müttern suggeriert wird, sie könnten das alles schaffen –  möglichst noch mit links und perfektem Make-up. Das Bild der jonglierenden Supermutti erscheint mir gerade eben vor dem geistigen Auge. Um zurück zu Kristina Schröder zu kommen: Gewiss, das Termin-Tetris ist tatsächlich auszuhalten. Für eine gewisse Zeit und mit den entsprechenden Folgen.

Doch es geht doch gerade beim Thema Vereinbarkeit von Familie und Beruf um wesentlich mehr als ums „Aushalten“, oder?

 

Inhaberin von NetWorkingMom.de. Als bekennende Latte-Macchiato-Mama trägt sie nicht nur interessante Netzfundstücke zusammen, sondern plaudert in der Kaffeeküche recht scharfzüngig über die Merkwürdigkeiten, die einem als berufstätige Mutter so begegnen. Mehr Lifestyle und Kinderkram gibt's im Zweitblog www.BerlinFreckles.de

2 Comments

  1. Als Angehörige der GameBoy-Generation (ja, monochrome!) gehts mir auch so: Immerhin per Web-Kalender die Termine mit dem Mann abstimmen, wobei das Kind einen eigenen Kalender-Slot gewidmet bekam und diese hoffentlich auch einhalten. Schnell zur Kita hetzen, pünktlich auf Arbeit sein und möglichst nicht als Erste wieder gehen. Sonst läuft wieder die Mutti-Schiene, die von manchen (Mamas) als Ausrede, von anderen (Chefs?) evtl. als notwendiges Übel gesehen wird. Muttis müssen früh Feierabend machen um das Kind abzuholen. Und werden dadurch schon auf der Karriereleiter eingeschränkt.

    Uns haben auch Pläne geholfen. Wer geht wann einkaufen, mit dem Kind zum Sport oder auch verantwortlich für das Mittagsessen, während der andere ein wenig Arbeit aufholt.

    Während Chefs oftmals mit Vereinbarkeit von Familie und Job prahlen, sieht die Realität oft anders aus: fehlende Flexibilität, kein Homeoffice, keine Hilfe wenn das Kind krank ist usw. Das macht das Termin-Tetris tatsächlich zu einem doofen Spiel. Ob sich das ändert, wenn man Karriere mit Kind vereinbaren will? Ich glaube eher nicht. Also heißt es Durchhalten und das Beste aus der Situation herausholen: die wenigen Feierabendstunden mit Kind, in denen man nicht von Termin zu Termin hüpft. Und wenn doch, kann man unterwegs ja eine Runde Tetris spielen…

  2. Spannend.
    Alter Artikel, ewiges Thema.
    Ich kenne den Begriff auch seit K1, nur exakt mit vertauschten Rollen.

    Morgens war (vor Corona) die Frau schon um halb sieben weg, ich brachte also K1 zur Kita, K2 zur Schule und mich ins Büro. Nachmittags holte sie K1, ich später K2 auf dem Rückweg vom Büro. Um 16 Uhr „schon“ zu gehen, war im Büro nicht immer optimal.
    2x die Woche war ich später dann Sportclub-Shuttle, das hieß i.A. ab 21 Uhr Homeoffice, der Abend fiel also aus. Dafür übernahm sie das Abendessen.

    Das Kartenhaus funktionierte, solange nichts, aber auch gar nichts, dazwischen kam. Die Omas arbeiteten noch (ja, sowas wird häufiger) und wohnten weit weg, waren also auch nicht spontan verfügbar.
    Und natürlich gab es Situationen, bei denen ich im Büro für die Karriere noch eine Schippe hätte drauflegen können, und sicherlich daher etwas Karriere verpasste.
    Vor allem, wenn die Chefin (-in!) eine kinderlose Workaholicin ist, die sich mit „Papa kümmert sich um Kinder“ anfangs richtig schwer tat. Ja, schon, aber doch nicht heute und nicht jetzt!

    Tja, willkommen im Club. :-)

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