Kinder, Karriere und eine Schwäche für Latte Macchiato.

„Es zwingt Sie ja niemand zu arbeiten…“

Will man in Berlin sein Kind in einer Kita betreuen lassen, führt kein Weg beim Jugendamt, Abteilung Gutscheinfinanzierte Tages- und Hortbetreuung vorbei. Und dort heißt es so schön: „…ein Anspruch kann frühestens 6 Monate und sollte möglichst spätestens zwei Monate vor dem gewünschtem Betreuungsbeginn geltend gemacht werden.“

Auch mein Mann und ich haben zum Babyboom in Berlin-Friedrichshain beigetragen und unser Beitrag, sprich unsere Tochter sollte ab August in der Kita eingewöhnt werden. Dass ein Großteil der Friedrichshainer Babys auch einmal Friedrichshainer Kitaplätze benötigen würde, scheint aber dem Jugendamt nicht bewusst gewesen zu sein. Immer wieder belauschte ich in letzter Zeit Spielplatzgespräche, die sich um überforderte Mitarbeiter im Jugendamt und ewiges Warten auf den Kitagutschein drehten.

Unser Antrag lag nun schon über acht Wochen beim Jugendamt und ich versuchte es mal mit einem Telefonanruf, um herauszufinden, wann wir denn mit einer Antwort rechnen könnten. Damit traf ich wohl einen empfindlichen Nerv bei der zuständigen Sachbearbeiterin. Die stellte nach einem kurzen Wühlen in den Akten fest, dass meine Tochter im August erst 11 Monate alt sein würde und herrschte mich an: „Wenn es Ihnen hier bei uns nicht schnell genug geht, dann müssen Sie ja noch nicht arbeiten gehen. Es zwingt Sie ja niemand.“

Außerdem erfuhr ich noch, dass sie schließlich nur eine Teilzeitkraft sei, ich gar nicht wüsste, wie hoch ihr zu bearbeitender Stapel Akten auf dem Schreibtisch wäre und es durch meine Fragerei auch nicht schneller ginge. Außerdem fehle noch die Arbeitszeitbestätigung meines Mannes. Ich entschied mich daraufhin, nicht zu fragen, wie denn ein einzelnes Blatt auf dem Weg vom Hausbriefkasten auf dem Flur bis zu ihrem Schreibtisch verloren gegangen sein kann, wenn die anderen aus meinem Umschlag offensichtlich angekommen waren. Stattdessen warf ich am selben Tag noch eine Kopie der Bestätigung in den Hausbriefkasten. Eine persönliche Übergabe war leider nicht möglich. Dafür hätte ich mich an zwei Tagen in der Woche in einem Zeitfenster von jeweils drei Stunden mit vielen anderen Antragstellern auf dem Flur drängeln müssen.

Auf dieses Erlebnis erstmal einen großen Latte Macchiato. Zum Wohl!

Inhaberin von NetWorkingMom.de. Als bekennende Latte-Macchiato-Mama trägt sie nicht nur interessante Netzfundstücke zusammen, sondern plaudert in der Kaffeeküche recht scharfzüngig über die Merkwürdigkeiten, die einem als berufstätige Mutter so begegnen. Mehr Lifestyle und Kinderkram gibt's im Zweitblog www.BerlinFreckles.de

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