Kinder, Karriere und eine Schwäche für Latte Macchiato.

Elternzeit und Wiedereinstieg: "Die haben ja echt keinen Plan!" - Tatsächlich ist anzunehmen, dass ein gut geplanter Start in die Elternzeit - so mit Austrittsgespräch, schriftlich festgehaltenen Vereinbarungen zum Kontakthalten und zur Rückkehr und dem ganzen Pipapo - in vielen Unternehmen einfach nicht stattfindet. Es gibt wahrscheinlich reichlich Unternehmen, die zu all diesen Punkten einfach keinen Plan haben. Vielleicht noch nicht mal wissen, dass es in Zeiten des Fachkräftemangels besser wäre, einen Plan zu haben.

Elternzeit und Wiedereinstieg: „Die haben ja echt keinen Plan!“

Es gibt schon komische Suchanfragen, die zu meinem Blog führen. Manche davon bringen mich dazu, dass ich jetzt noch vor dem Sonntagsfrühstück vor dem Rechner sitze und diesen Blogartikel schreibe. Ich habe mich mit einem großen Latte Macchiato bewaffnet und die Kinder, die schon wach sind, mit einem Obstteller und Disneys Arielle, die Meerjungfrau versorgt. (In der Originalfassung natürlich, nicht die Version mit dem verhunzten Song!)

Einer der meistgelesenen Artikel hier auf NetWorkingMom.de sind meine Gedanken zu „Wiedereinstieg nach der Elternzeit: So sag ich’s meinen Vorgesetzten“, die ich gleich mit ein paar nützlichen Links verbunden habe. So weit so gut. Ich freue mich immer, wenn ich helfen kann. Noch dazu, wenn ich Menschen davor bewahren kann, unnütz viel Geld für teure Ratgeber auszugeben, wenn es fast inhaltsgleiche Publikationen gibt, die man sich kostenfrei bestellen kann.

Doch fiel mir heute auf, dass unter den Top-Suchanfragen, die zum Artikel führen, auffällig häufig Formulierungen stehen wie „schreiben rückkehr nach elternzeit“, „wiedereinstieg nach elternzeit schreiben“ oder „schreiben wiedereinstieg nach elternzeit“.

Mein erster Gedanke: „Na, dann schreibt doch einfach über eure Rückkehr und den Wiedereinstieg!“

Für einen Moment wusste ich diese Suchanfragen nicht zu deuten. Wieso tippt jemand so etwas bei Google ein? Und wieso stellen so viele dem Internet diese Fragen? Wer über Themen wie Wiedereinstieg und die Rückkehr nach der Elternzeit schreiben will, soll das doch einfach tun. Oder suchten diese Menschen jemanden, der über seine Erfahrungen mit dem Wiedereinstieg nach der Elternzeit schreibt?

Dann dämmerte mir, dass die Lösung auf der Hand liegt, wenn man die Suchanfragen mit der korrekten Groß- und Kleinschreibung liest. So wird aus „wiedereinstieg nach elternzeit schreiben“ nämlich „Wiedereinstieg nach Elternzeit Schreiben“. Aus dem Verb schreiben wird dann das Schreiben, also ein Schriftstück im Sinne eines Musterschreibens oder einer Mustervorlage.

Doch selbst jetzt, da ich begriff, dass diese Menschen ein (hoffentlich schön vorformuliertes) Schreiben an ihren Arbeitgeber suchten, stand mir noch ein Fragezeichen ins Gesicht geschrieben. Was für ein Schreiben für die Rückkehr suchten diese Leute denn überhaupt? Ja, die Elternzeit muss man formlos, aber auf jeden Fall schriftlich an den Arbeitgeber richten. Aber von welchem Schreiben zum Wiedereinstieg war hier die Rede? Man braucht doch vor dem Tag des Wiedereinstiegs nichts Schriftliches verfassen. Oder doch?

Der Rat „Wieso ein Schreiben? Du gehst einfach am vereinbarten Termin wieder arbeiten.“ ist leider für viele Mütter in Elternzeit alles andere als hilfreich.

Also tippte ich einfach mal genau diese Suchanfragen in die Google Suchleiste ein. Ich wollte so ein Musterschreiben für die Rückkehr nach der Elternzeit einfach mal selbst sehen. Dann würde ich schon verstehen, wonach da gesucht wurde. In meinem eigenen Artikel waren diese Menschen natürlich nicht fündig geworden. (Sorry, liebe Suchenden! Ich hoffe, ihr hattet trotzdem ein bisschen Spaß auf NetWorkingMom.de.)

Was ich fand, waren viele ähnlich formulierte Fragen in Elternforen. Meine Suche nach einer Antwort lieferte also viele Ergebnisseiten mit meiner Frage. Ach Google, du musst noch viel lernen! Ich mag dich trotzdem, denn die Reaktionen in den Foren machten mir auf einmal klar, was gemeint war und welches Problem dahinter steht. Ein Problem, das tatsächlich mehr Mütter kurz vor dem Wiedereinstieg haben, als ich mir in meinem kleinen Mikrokosmos zunächst vorstellen konnte.

Eine Mutter schrieb zum Beispiel: „Schreiben bzgl. der Rückkehr aus der Elternzeit? Geht das formlos? Gibt es irgendwo vorformulierte Worte, womit ich meinem AG mitteile, daß ich beabsichtige nach der Elternzeit wieder arbeiten zu gehen? Danke schon mal.“

Eine andere Mutter schrieb: „Hallo! Meine Elternzeit ist bald zu Ende. Was soll ich in den Brief schreiben? Was habt ihr geschrieben? Habt ihr eine Idee? Danke.“

Die ersten Reaktionen auf Fragen wie diese trafen so ungefähr das, was mich anfangs auch verwunderte. „Warum willst Du denn überhaupt einen Brief schreiben? Du wirst doch sicher erwartet…“, schrieb jemand als Antwort.

Eine andere Mutter schrieb: „Nee, wieso du? Kontaktiert dich dein Arbeitgeber nicht? Ich hab ich einen netten Brief bekommen… der lautete ungefähr so: Sehr geehrte Fr. L., ihre Elternzeit endet in absehbarer Zeit. Wir würden sie deshalb gerne zu einem persönlichen Gespräch einladen, um die sich ihnen bietenden Möglickeiten mit ihnen zu besprechen… Fand ich eigentlich sehr nett…“ 

Offenbar war aber für diese Mütter, die nun kurz vor dem Wiedereinstieg mit einem Schreiben Kontakt aufnehmen wollen, die Elternzeit eine komplette Auszeit inklusive Funkstille auf sämtlichen Kanälen gewesen. Kein Wunder, dass sie nun eine Möglichkeit suchen, den Faden wieder aufzunehmen und den Wiedereinstieg vorzubereiten.

Manche haben in Sachen Elternzeit und Wiedereinstieg einfach keinen Plan! Arbeitgeber, aber auch Mütter.

Für Mütter, die in der Elternzeit einen guten Kontakt zu ihrem Arbeitgeber hatten und bei denen bereits vor dem Beginn der Elternzeit das Thema Wiedereinstieg besprochen wurde, wundern sich also über solche Nachfragen nach einem Musterschreiben. Für Mütter, die sich aber genau in dieser Situation befinden, dürfte es jedoch wenig hilfreich sein, zu lesen, was sie besser vor der Elternzeit hätten regeln sollen.

Tatsächlich ist anzunehmen, dass ein gut geplanter Start in die Elternzeit – so mit Austrittsgespräch, schriftlich festgehaltenen Vereinbarungen zum Kontakthalten und zur Rückkehr und dem ganzen Pipapo – in vielen Unternehmen einfach nicht stattfindet. Es gibt wahrscheinlich reichlich Unternehmen, die zu all diesen Punkten einfach keinen Plan haben. Vielleicht noch nicht mal wissen, dass es in Zeiten des Fachkräftemangels besser wäre, einen Plan zu haben.

Statistische Erhebungen habe ich gerade nicht zur Hand. Nur mein Bauchgefühl, die Suchanfragen und die Forenbeiträge.

Deswegen behaupte ich jetzt aber auch mal aus dem Bauch heraus, dass auch genügend werdende Mütter das Thema Elternzeit und Wiedereinstieg reichlich planlos angehen. Und das ist schade. Nur weil ich als Schwangere in einer Firma angestellt bin, in der weder die Personalabteilung noch die Chefin einen Plan haben, heißt es ja nicht, dass ich als Arbeitnehmerin nicht aktiv werden kann. Man hätte immerhin selbst um ein Austrittsgespräch bitten können. Man könnte selbst nach einer Checkliste zur Elternzeit googeln, wenn es keine im Unternehmen gibt.

Hätte, hätte, Fahrradkette!

Ich weiß. Der Konjunktiv ist wenig konstruktiv in dieser Sache. Nach reichlich theoretischem Gedankenkompott habe ich mir überlegt, in den kommenden Wochen einfach mal selbst hilfreiche Links und Vorlagen zusammenzustellen.

Deswegen interessiert mich besonders: Welche Hilfen hättet ihr bei eurer Rückkehr nach der Elternzeit gut gebrauchen können? Welche Vorlagen, Checklisten und Musterschreiben vermisst ihr zum Thema Wiedereinstieg? An welcher Stelle hättet ihr euch einen Leitfaden gewünscht?

Aber auch gute Linktipps sind hier gern willkommen. Hinterlasst sie einfach im Kommentar.

Ich sage vielen Dank im Voraus!

 

*Das Frühstück hat übrigens inzwischen mein Mann gemacht. :-)

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Inhaberin von NetWorkingMom.de. Als bekennende Latte-Macchiato-Mama trägt sie nicht nur interessante Netzfundstücke zusammen, sondern plaudert in der Kaffeeküche recht scharfzüngig über die Merkwürdigkeiten, die einem als berufstätige Mutter so begegnen. Mehr Lifestyle und Kinderkram gibt's im Zweitblog www.BerlinFreckles.de

3 Comments

  1. Liebe Sophie,

    ich bin gerade eher zufällig hier gelandet und die Artikelüberschrift hat mich angesprochen. Vorweg, ich gehöre nicht zu den Müttern, die nach einem Schreiben gegoogelt haben, bei mir stand der Wiedereinstieg relativ schnell in der Schwangerschaft bzw. nach der Geburt fest. Ich habe mir Gedanken über das Elterngeld und die Betreuungssituation gemacht und mir daher überlegt nach 8 Monaten mit 10 Stunden wieder einzusteigen und hab damit das Minus zwischen Elterngeld und Elterngeld Plus ausgeglichen. Somit stand auch der Termin für eine Stundensteigerung schnell fest. Was allerdings nur sporadisch geklärt war bzw. ist, sind meine Aufgaben. Ich habe meinem Chef beim Gespräch einige Ideen an die Hand gegeben, was meine Tätigkeiten nach der Elternzeit sein könnten. Leider wurde das nicht aufgegriffen. Auch aus dem Tagesgeschäft bin ich raus, da ich ja anfangs nur an zwei Tagen in der Woche da war. Und nun dümpelt ich hier auf meinem Abstellgleis mit Azubiaufgaben vor mich hin. Ein Hinweis darauf, auch solche Punkte im Vorfeld bzw. schriftlich zu klären, wäre für mich wohl hilfreich gewesen…

    Liebe Grüße,

    Stephanie

  2. Bei mir war es so, dass ich zum Ende der Elternzeit gekündigt habe. War alles ziemlich doof. Aber mein Leben hatte sich nun mal so sehr verändert dass der job nicht mehr zu mir gepasst hat und alles. Dazu hätte ich irgendwie gerne Tipps oder Erfahrungsberichte gehabt. Weil klar, der Arbeitgeber hat die Stelle extra frei gehalten für mich. Ich wollte sie dann aber nicht mehr. War vor Antritt der Elternzeit nicht abzusehen.

  3. Ich bin so eine Mutter, die sich vorab keine – bis gar keine – Gedanken gemacht hat, wie es nach der Elternzeit weitergehen soll. Da ich die kompletten drei Jahre in Anspruch genommen habe und sich jetzt auch mein Wohnort noch ändert, stehe ich etwas ratlos da… Eigentlich würde ich gerne einen Mini-Job machen, zumindest am Anfang… Durch Corona hatte ich nicht wirklich die Gelegenheit meine Kollegen zu besuchen, wurde aber auch von ihnen nicht kontaktiert. Bei meinem Chef… Tja der hat auch nicht von sich hören lassen. Ich habe so viele Fragen! Wie viele Stunden kann/soll/darf ich arbeiten? Wie mache ich das mit der längeren Distanz zu der Arbeit? Rechnet sich das dann überhaupt noch – vor allem wenn ich so wenige Stunden habe? Sollte ich mich lieber nach einem anderen Job in unmittelbarer Nähe umsehen? Mir ist klar, dass ich nur noch etwa vier Monate habe, bis meine Elternzeit endet und ich mich endlich melden muss… Ich habe allerdings ein komisches Gefühl und fürchte mich vor dem Gespräch. Ich hätte gerne jemanden, der mich an der Hand nimmt und mit mir alles durchgeht, aber irgendwie findet sich da niemand. Ich beneide alle, die einen netten Chef haben, mit dem sie offen sprechen können und eine Arbeit, die ihnen Spaß macht.

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