Kinder, Karriere und eine Schwäche für Latte Macchiato.

Supermuttis in den 60ern unter sich. Quelle: Zentralbild Spremberg, Ge. 27.7.1967 "Und wann werde ich endlich bestaunt?", Berlin via Wikimedia Commons, http://commons.wikimedia.org/wiki/File:Bundesarchiv_Bild_183-F0727-0008-001,_Berlin,_Straßenszene.jpg

Supermuttis unter sich

Extrem entspannt, mit einem frischen Latte Macchiato im Glas und einem echten Supermutti-Gefühl habe ich diese Zeilen an einem Samstag angefangen. Der jüngste Nachwuchs wurde zu Oma und Opa abgeschoben durfte noch bis Sonntag die ungeteilte Aufmerksamkeit der Großeltern genießen. Der Erstgeborene schlief schon nebenan tief und fest, während ich es mit mit dem Notebook auf dem Sofa bequem machte. Hinter ihn und mir lag seine Geburtstagsfeier mit den Kindergartenfreunden im Tobeland, die für mich offensichtlich weitaus erholsamer war als für ihn, denn der ging ganz freiwillig zeitig ins Bett. Ich, die noch nie in einem Indoorspielplatz war und sie alle trotzdem aus der Ferne verflucht hatte, verbrachte heute dort vier sehr entspannte Stunden mit sehr fröhlichen Kindern.

Supermuttis in den 60ern unter sich. Quelle: Zentralbild Spremberg, Ge. 27.7.1967 "Und wann werde ich endlich bestaunt?", Berlin via Wikimedia Commons, http://commons.wikimedia.org/wiki/File:Bundesarchiv_Bild_183-F0727-0008-001,_Berlin,_Straßenszene.jpg

Supermuttis hätten freilich so etwas nicht als Kindergeburtstag durchgehen lassen. Wo bleibt denn da schließlich der pädagogische Anspruch? Und was ist mit selbst gemachter Deko und kulinarischen Raffinessen? Ich hatte darauf gepfiffen und fühlte mich trotzdem super dabei. Denn, was heißt das denn schon, eine Supermutti zu sein? Was macht Supermütter aus? Bildlich stellt man sich wahrscheinlich so eine Actionfigur wie die Supermom vor, über die ich hier im Blog schon mal berichtet habe. Ich wollte das mit den Supermüttern mal genauer wissen.
Während der Spross also samt Freunden sämtliche Hopse-, Kletter- und Rutschattraktionen des Tobelands in Angriff nahm, stöberte ich durch die Bloggersphäre und stieß auf den frischen und schönen Artikel von Mama hat jetzt keine Zeit mit dem Titel „Auf der Suche nach Supermutti“. Darin schreibt sie:

„Wir wollen Supermütter sein  und wir sind es: In den Augen unserer Kinder, die uns (noch) für die aller-aller-allerbesten Mütter halten. Während der Pubertät sind wir dann sowieso blöd. Aber die kommt später. Bis dahin können wir uns doch einfach an unserem Supermuttitum freuen. Laut oder leise, ist doch egal. Was andere davon halten, kann uns wurscht sein!“

Und so klickte ich mich noch durch einige andere Supermutti-Beiträge im Netz – mit WLAN Zugang vom Tobeland und permanent rauschender Kinderkreischkulisse um mich herum. Susanne von der Mädchenmannschaft forderte bereits 2009 in ihrem Beitrag: „Schluss mit Supermutti“:

„Und sie können einen wirklich angst und bange machen – denn hört man ihnen mal zu, hat man immer das Gefühl, ohne Pekip-Gruppenbesuch, Early English-Kurs oder stets biodynamischem Essen würde der eigene Nachwuchs nur noch Terrorist_in oder Hartz-IV-Empfänger_in werden können.“

Mit Schmunzeln und gelegentlichem Kopfschütteln habe ich auch etliche der 50 Kommentare unter diesem Artikel gelesen. Und selbst in der Frankfurter Allgemeinen forderte schon 2008 Anna von Münchhausen: „Genug gerackert, Super-Mutti“. Es geht um die Mütter, die immer gesund kochen, sich fürs Kind aufreiben und dabei immer toll aussehen mit ihrem Perfektionismus anderen Schuldgefühle einjagen und die Frage, ob sie wirklich ein Vorbild sind.

„Wahrscheinlich wäre es das Beste, wenn man uns Müttern gönnen würde, den Argusaugen der Dauerbesserwisser zu entkommen, um zu überlegen, wie sich die Lebensaufgabe Familienarbeit am besten bewältigen lässt. Nach eigenem Gusto. Wenn die Ratgeber eingestampft, die Talkshows sich anderen Themen zuwenden und selbst Frauen wie Eva Herman ihre hehren Prinzipien zum Thema Familie einfach mal für sich behalten würden. Und wenn wir alle damit aufhörten, die Supermutti für ein realistisches Rollenvorbild zu halten.“

Ausgerechnet die wissenschaftliche (nicht neue) Erkenntnis, dass Spielen wirklich schlau macht, könnte eventuell zur Entspannung der Supermuttis (und allen von ihnen genervten Seelen) beitragen. Denn schlaue Kinder passen doch super zur Supermutti. Bei einem Presseworkshop zur Kampagne „Lasst Kinder einfach Kinder sein.“ erklärte Bettina Peetz, dreifache Mutter und Mitglied der Geschäftsführung der JAKO-O GmbH:

„Wir wollen eine kritische Diskussion über die verplante Kindheit“anstoßen. Wir möchten Eltern Mut machen, wieder mehr auf ihr Bauchgefühl zu hören. Wir wollen zeigen, wie wichtig es ist, den Nachwuchs einfach mal machen und ihn im Spiel versinken zu lassen. Denn nur wenn Kinder diesen Freiraum bekommen, können sie sich selbst entdecken, Leidenschaften für bestimmte Dinge entwickeln und damit eine gute Basis für ein glückliches Erwachsenenleben schaffen.“

Über den wirklich mitreißenden Vortrag von Prof. Dr. André Frank Zimpel, warum Spielen schlau macht, nur eben anders als so viele Erwachsene denken, werde ich demnächst im Zweitblog auf www.berlinfreckles.de berichten. Aber selbst als moderne Supermutti komme ich nicht umhin, jetzt doch mal Latte Macchiato Glas und Notebook beiseite zu räumen. Die nasse Wäsche, die mich aus dem Wäschekorb angrinst, hängt sich wohl doch nicht mehr von alleine auf und mein Mann hat schon den Teil mit der Küche übernommen.

Update: Wer sich hier als Supermutti wiederkennt, der sollte mal einen Blick auf die Aktion „Mami-Heldinnen“ von Mamikreisel werfen. Das Team von Mamikreisel ist fest davon überzeugt, dass in jeder Mutter eine echte Heldin steckt und sammeln eure persönlichen Heldinnen-Geschichten.

Mami-Heldinnen gesucht. Eine Aktion von Mamikreisel

 

Inhaberin von NetWorkingMom.de. Als bekennende Latte-Macchiato-Mama trägt sie nicht nur interessante Netzfundstücke zusammen, sondern plaudert in der Kaffeeküche recht scharfzüngig über die Merkwürdigkeiten, die einem als berufstätige Mutter so begegnen. Mehr Lifestyle und Kinderkram gibt's im Zweitblog www.BerlinFreckles.de

6 Comments

  1. Hier spricht Suppermutti:

    Bei uns wird überwiegend bio gekocht, pädagogisch wertvoll gespielt und es gibt auch selbst dekorierte Supermuttikuchen:
    http://kinderjubel.blogspot.com/2012/09/leos-4-geburtstag.html

    Alleine am Englisch Kurs sind wir gescheitert: http://kinderjubel.blogspot.com/2012/09/learning-english.html

    Solange die Schulpflicht unserer Kinder uns nicht zu mehr Sesshaftigkeit zwingt, werde ich meinen Beruf als Rechtsanwältin nicht wieder aufnehmen.
    Ich stell mich nicht hin und erzähle einer Frau, die schnell wieder arbeiten will oder muss, dass das für unter drei-jährige aber schädlich sein kann und diese Kleinkinderjahre doch so schnell vorbei gehen (sie ziehen sich nämlich manchmal ganz schön in die Länge: http://kinderjubel.blogspot.com/2012/09/kleinkinderzeit-ich-weine-ihr-keine.html).
    Ich erwarte aber, dass das was ich für mein Leben entschieden habe, respektiert wird. Ich bin mit meiner Entscheidung im Reinen und muss niemanden davon überzeugen, dass ich es richtig mache. Der Zweifel ist ein ständiger Begleiter im Mutterdasein und das ist gut so, aber wir müssen endlich anfangen, uns zu vernetzten und zusammenzuhalten, egal welchen Kuchen es zum Geburtstag gibt.
    Nix für ungut! Für mehr Müttersolidarität!
    Julia

    • Danke für einen Kommentar. Dein Kinderjubel-Blog ist definitiv sehr lesenswert und der Artikel „Mutterleben – Eine Energiebilanz“ ist sofort auf meine Leseliste gewandert.

  2. Ich muss mal fragen: Gibt es diese „von-oben-herab-ich-mach-alles-besser“ Supermuttis wirklich? Oder fühlen wir uns nur von anderen Müttern, von denen wir glauben sie machen alles besser, angegriffen?
    Neulich meinte eine befreundete Mutter zu mir: „Man, du bekommst das alles so gut gewuppt, das ist schon fast einschüchternd“ und ich wäre fast vor Lachen vom Stuhl gefallen, weil mein Eindruck von mir selbst ein komplett anderer ist UND ich fast wortwörtlich den selben Satz zu einer Freundin sagte, die auch schallend lachen musste!!

    Diese beiden Erlebnisse werfen für mich folgende Frage auf: Gibt es TATSÄCHLICH Supermütter oder sind wir in unserer permanenten Unsicherheit nur so sensibel, dass wir jede Mutter die anders glücklich ist als wir, als Angriff werten?

    Liebe Grüße
    Marie (früher mal mutterschutzgebiet.de, aus Zeitmangel eingestampft)

    • Ich find deinen Beitrag sehr zustimmend. das letzte Mal als ich hier war, ging es um Perfektion und okaye Mütter, jetzt um Supermuttis!!! Ich selbst nehme diese Diskussionen in meinem Umfeld gar nicht wahr und frage mich auch woher diese Themen kommen. und kann nur wieder sagen, dass mehr Toleranz und Respekt gegenüber den unterschiedlichen Müttern, ihren Prioritäten und Verständnis von Erziehung etc. nötig ist. Die eine braucht Job und Familie, die andere freut sich darauf ausschließlich (ich sage extra nicht nur) Mutter sein zu dürfen, die eine möchte 1 oder 2 oder 3 oder mehr Kinder und die andere möchte gerne den Kuchen für den Geburtstag selber backen oder auch nicht. Das ist doch echt schnuppe! ist doch toll, wenn die eine Mutter das so und die andere so macht. Warum denn daran gleich das Thema Supermutti aufziehen???

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