Kinder, Karriere und eine Schwäche für Latte Macchiato.

5 Fragen an... Svenja Walter von www.meinesvenja.de (Foto: © 2013 Waltermedia)

5 Fragen an… Svenja Walter von www.meinesvenja.de

5 Fragen an... Svenja Walter von www.meinesvenja.de (Foto: © 2013 Waltermedia)

1. In deinem Blogartikel zum Thema „Berufung“ ist mir das Foto mit der Superwoman-Tasse ins Auge gesprungen und ich unterschreibe sofort die Aussage: „Nicht jeder Beruf ist eine Berufung. Aber jede Berufung ist etwas, was Menschen glücklich macht.“ Kannst du Tipps geben, wie man seine Berufung finden kann, ganz besonders, wenn man feststellt, dass der derzeitige Beruf alles andere als Berufung ist?

„Eigentlich“ ist das ganz einfach. Man muss sich nur folgende Frage stellen: „Was würde ich machen, auch wenn ich kein Geld dafür bekommen würde – und zwar am liebsten 24 Stunden am Tag?“
Die meisten Menschen haben darauf eine ziemlich konkrete Antwort – die sie dann sofort mit einem „Aber…“ wegwischen. Meistens mit dem „Aber damit kann man ja kein Geld verdienen.“ Finde ich immer spannend, denn man muss doch nur um die Ecke denken. Ich konnte auch mit Basteln kein Geld verdienen. Bis ich eine Kolumne darüber schrieb und ein Buch.
Und es ist ganz egal, ob die Antwort ein Kochbuch schreiben, Musik machen, oder ein Kaffee eröffnen ist. Das Internet, youtube, Blogs und Pinterest haben uns eine Welt der Ideen und des Networkings eröffnet, mit dem wir alle Ziele erreichen können. Wer also das hier liest und sagt: „Also, mit dem was ICH gerne machen möchte, kann man aber wirklich kein Geld verdienen“ – der darf mir gerne schreiben, Ich wette, ich kann ihm das Gegenteil beweisen.

 

2. In Deutschland diskutieren wir ja gern mal über das Bild der „guten Mutter“. Beim Versuch eine gute Mutter zu sein, geraten berufstätige Mütter oft in die Grübelfalle und werden vom schlechten Gewissen geplagt. Wie kommt man da wieder raus?

Die wichtigere Frage ist: Wie kommt man da erst gar nicht rein? Und die Antwort lautet: Indem man auf sein Herz und seinen gesunden Menschenverstand hört.
Eine gute Mutter ist eine glückliche Mutter. Und was glücklich macht (schnell wieder arbeiten, die ersten 3 Jahre beim Kind bleiben, viele Kinder bekommen) ist individuell verschieden. Alles ist erlaubt, wenn es den Kindern dabei auch gut geht. Denn so ist das mit den glücklichen Müttern: wir sind nicht mehr nur für unser Glück, sondern auch für das unserer Kinder verantwortlich.
Deshalb geht es bei der Frage nach der guten Mutter für mich immer darum, wie man aus dem Glück und den Bedürfnissen der Mutter und dem Glück und den Bedürfnissen der Kinder eine möglichst große Schnittmenge bildet und lebt.

 

3. Bei den Infos über deinen Blog steht der Satz von dir: „Das Leben ist zu kurz, um nicht zu sagen, was man denkt, und nicht zu machen, was man liebt.“ Viele Frauen fragen sich, ob sie früh Kinder bekommen sollen oder wegen der Karriere lieber erst später oder ob die Kinder am Ende gar nicht der entscheidende Faktor sind. Was meinst du mit Blick auf das sowieso schon kurze Leben?

Die klassische Karriere ist mit Kindern nicht möglich. Außer man macht sie auf Kosten der Kinder. Das ist zumindest meine Lebenserfahrung mit 42. Aber es gibt durchaus Wege, sich auch mit Kindern beruflich zu verwirklichen. Ich rate jungen Frauen immer, wichtige Karriereschritte vor der Geburt der Kinder zu machen – weil es sein kann, dass die Frauen danach ganz anders denken und fühlen, ganz andere Prioritäten setzen und diese angestrebte Karriere vielleicht gar nicht mehr so wichtig finden. Und auch weil es in Deutschland überhaupt nicht selbstverständlich ist, dass Mütter dort wieder einsteigen, wo sie auf ihrem beruflichen Pfad fürs Mutter werden abgebogen sind.

 

4. Da wir gerade bei Karriere sind: Was Kinder sind, ist allen klar, doch beim Stichwort Karriere scheiden sich die Geister. Wie definierst du ganz persönlich „Karriere“?

Karriere ist die Beschäftigung mit etwas, das ich liebe und das mich nach vorne bringt. Lustig, denn „Karriere“ kommt von lateinisch „carrus“, Wagen. Wir verbinden das Wort ja landläufig eher mit einer Bewegung nach oben, einem sozialen Aufstieg, einer gehobenen Position, einem höheren Verdienst. Dabei geht es eigentlich darum, mit welchem beruflichen Wagen man durch sein Leben fährt.
Für mich hatte Karriere nie was mit Geld verdienen zu tun, sondern damit, authentisch zu sein und meine Begabungen leben zu können. Wenn man damit dann auch noch Menschen einen Nutzen bieten kann, dann ist das für mich ein erfolgreich gelenkter Wagen. Interessanterweise kommt das Geld verdienen dann auch ganz von selbst.

 

5. In Sachen „Tipps für Mütter“: Welche kuriosen Karrieretipps für Frauen und speziell für Mütter sind dir schon untergekommen, über die du nur herzlich lachen konntest?

Tja, also es gibt da schon kuriose Ratgeber. Über die kann ich nur meist nicht lachen, sondern würde manches Mal gerne die Autoren anrufen und fragen, ob das ihr Ernst ist. Kinder kann man nicht frühzeitig wegorganisieren, damit man dann beruflich den Weg frei hat. Zumindest nicht, wen man begriffen hat, worum es im Leben eigentlich geht.
Wenn ich selbst einen Karrieretipp geben dürfte, dann wäre es der, dass man seinen Wagen ruhig mal anhalten darf, wenn man Kinder bekommt. Sogar Absteigen ist drin, wenn man es mit dem Vertrauen tut, dass man selbst, und nicht andere, den eigenen Wagen lenken. Wir Frauen müssen nicht alles auf einmal tun. Wir können es genauso gut nacheinander machen. Und das heißt auch, dass man locker zu einem späteren Zeitpunkt wieder auf den Wagen steigen kann und dann dahin fährt wo man DANN auch wirklich hin möchte.

 

Zu guter Letzt:
Wo kann man dich im Netz überall finden, wenn man mehr von dir lesen möchte und gibt es etwas, das du unbedingt noch loswerden möchtest?

Hauptsächlich findet ihr mich auf www.meinesvenja.de und natürlich auch auf Facebook: https://www.facebook.com/meine.svenja

Was ich unbedingt noch loswerden möchte? Ich bin erst glücklich, seit ich verstanden habe, dass ich mich nur mit Menschen umgeben darf, die gut drauf sind. Die mich ermutigen, den eigenen Weg zu gehen und den eigenen Wagen zu fahren. Energiezecken und –räuber kommen mir nicht mehr ins Haus.

 

Liebe Svenja, toll, dass wir uns bei der Blogst Konferenz kennen gelernt haben und vielen Dank für deine Antworten. 

Suchanfragen, unter denen dieser Artikel gefunden wurde:

Inhaberin von NetWorkingMom.de. Als bekennende Latte-Macchiato-Mama trägt sie nicht nur interessante Netzfundstücke zusammen, sondern plaudert in der Kaffeeküche recht scharfzüngig über die Merkwürdigkeiten, die einem als berufstätige Mutter so begegnen. Mehr Lifestyle und Kinderkram gibt's im Zweitblog www.BerlinFreckles.de

9 Comments

  1. Von mir auch ein großes Dankeschön für dieses Interview! Ich bin Neumama und etwas demotiviert ob meine aktuellen Berufsaussichten (und der Zerrissenheit wegen des Zuhause Bleiben Wollens) und mir hat Svenja jetzt echt Mut gemacht, eigene Wege zu gehen! Tolle Frau, mehr davon!

  2. Super Interview. Svenja sagt was ich genauso empfinde und lebe: Wenn es der Mutter gut geht, geht es den Kindern gut! Dazu noch das Lieblingszitat meines Vaters: „Kinder werden nicht Dank, sondern Trotz ihre Eltern groß!“ das erleichtert ungemein falls wir in der Versuchung kommen kleine /große Perfektionistinnen zu werden.

  3. Super Interview. Ich liebe diese positiven Gedanken und auch der Blick auf die Karriere gefällt mir super, denn für mich hat Karriere auch nicht unbedingt etwas mit Geld verdienen zu tun, sondern viel mehr sich selbst und seine Träume im Beruf zu leben.

    lg. christian

  4. Ha, da bin ich ganz neu hier durch Zufall mal wieder auf diesem Blog gelandet und gleich lächelt mir Svenja in ihrerer feinen, grünen Bluse entgegen. Das war ein sehr schönes Interview!

    Liebe Grüße
    Nina

  5. Ich kann mich dem Jubel nicht anschließen. Einerseits soll jede ihr Ding machen, aber dann kommt „wenn man begriffen hat, worum es im Leben geht“, als wäre ihr Lebenssinn der einzig Wahre.
    Ohne ihr Leben zu kennen vermute ich, dass sie durch ihr Umfeld privilegiert genug ist, auf ihr verdientes Geld nicht elementar angewiesen zu sein. Eine alleinerziehende Krankenschwester z.B. kann nicht einfach vom Karren springen…
    Interessant als Interview, aber m.E. an der Realität vieler weit vorbei.

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